Im historischen Rahmen seiner Staatlichkeit aber, führte Iran noch nie einen Angriffskrieg im klassischen Sinne. Stattdessen wurde Iran im Laufe seiner wechselvollen Geschichte regelmäßig von ausländischen Eroberern überrannt. Das letzte Mal 1980 vom irakischen Diktator Saddam Hussein, dessen Invasion und Giftgaseinsatz vom Westen gebilligt wurde.

Saddam Hussein wurde damals international unterstützt

Kurz nach Beginn des irakischen Überfalls auf Iran lief die internationale Hilfe für den Diktator aus Bagdad auf vollen Touren. Der arabische Schützling Hussein wurde damals mit Panzern, Artillerie und anderem Kriegsgerät überschüttet, wie heute Saudi-Arabien vom Westen. So wie heute Saudi-Arabien Jemen mit diesen Waffen bombardiert und schreckliche Menschenrechtsverletzungen begeht, besetzte der irakische Diktator 1990 mit eben diesen Waffen Kuweit. Nein, der Westen hat nichts daraus gelernt. Aber zurück zum Thema dieses Beitrages.

Weshalb wurde 1980 Saddam Hussein von Washington und Moskau unterstützt, bei seinem Feldzug gegen die Islamische Republik von Teheran? Für die USA, wie auch für die Sowjets, die damals -ungeachtet des Kalten Krieges- in diesem Punkt übereinstimmten, war das Hochkommen einer islamischen Revolution eine Gefahr, die sie unbedingt ersticken, oder zumindest auf das iranische Staatsgebiet zu begrenzen gedachten.

Dass die Ausstrahlungskraft dieser Revolution, da diese eine schiitische war, ohnehin begrenzt war und wenn nur den Irak, wegen seiner schiitischen Bevölkerungsmehrheit tangierte, wurde damals nicht in Erwägung gezogen.

„Perser, Juden und Fliegen!“

Führende Mullahs in Teheran frohlockten damals angesichts des irakischen Überfalls, denn nun war die -durch die ein Jahr zuvor aus den Revolutionswirren geschwächt hervorgegangene- Islamische Republik mit einem äußeren Feind konfrontiert, der von den massiven innenpolitischen Problemen ablenken würde.

Der Irak unter Hussein, damals eine säkular-arabisch-nationalistisches Regime unter Führung der Baath-Partei, instrumentalisierte früh die in der arabischen Welt tief vorhandenen Vorurteile gegenüber den nichtarabischen Iranern. Saddam Hussein schwadronierte damals sogar öffentlich von den drei Plagen die Allah hätte nicht erschaffen sollen – nämlich "Perser, Juden und Fliegen!"

Donald Rumsfelds Reisen nach Bagdad

1983 war Donald Rumsfeld, 20 Jahre später einer der führenden Akteure bei dem Regime-Change im Irak und dem Beginn des gescheiterten "War on Terror!", als Staatsekretär im Verteidigungsministerium unter Ronald Reagan höchst persönlich in den Irak geflogen, um dort in heiterer Stimmung mit Saddam Hussein verstärkte Abwehrmaßnahmen gegen die unerwartete iranische Offensivkraft einzuleiten.

2003, nach Abschluss des amerikanischen Eroberungsfeldzuges, als Rumsfeld, jetzt als Secretary of Defense, also als Verteidigungsminister, im Auftrag von George W. Bush, seine Soldaten am Tigris aufsuchte, war man bei CNN immerhin so couragiert, die alten Aufnahmen von 1983 noch einmal auszustrahlen.

Kriegsverbrechen mit Billigung des Westens

1983 konnte aber noch niemand ahnen, welch unglaublichen Kriegsverbrechen, ja welch Bruch des Völkerrechts, sich Saddam Hussein wenig später schuldig machen würde, mit Duldung seiner ausländischen Gönner. Die Rede ist von dem Einsatz von Giftgas, welcher eine ganze Generation iranischer Kindersoldaten zum Opfer fiel und den Iran traumatisierte. Im Westen wie im Osten hüllte man sich in Schweigen, denn zu tief waren beide Seiten in die verbrecherischen Waffengeschäfte verstrickt. 

Als genau heute vor 30 Jahren ein von der UNO vermittelter Waffenstillstand in Kraft trat, zwischen Irak und Iran, ging einer der längsten und blutigsten Kriege in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts zu Ende. Saddam Hussein hatte seine Schuldigkeit getan und die USA ihr Ziel erreicht, nämlich die beiden potentiell mächtigsten Staaten der Region ausbluten zu lassen.

Khomeini hätte lieber einen Becher Gift geleert

Auf iranischer Seite willigte Khomeini angesichts der fürchterlichen Statistik von hunderttausenden Gefallenen in den Waffenstillstand mit seinem Todfeind Hussein ein, obwohl er nach eigenen Aussagen lieber einen Becher Gift gelehrt hätte. Einige Tage zuvor waren hunderte iranische Zivilisten durch den Abschuss einer Linienmaschine der IranAir ums Leben gekommen, welches von einem US-Kriegsschiff verursacht wurde und wofür die Täter in Washington noch eine Auszeichnung erhielten.

Saddam Hussein blieb kriegerisch und ließ hunderttausende von Kurden im Norden seines Staates durch westliches Giftgas, teilweise aus bundesdeutscher Produktion, ermorden, bis er sich seinem Nachbarland Kuweit zuwandte.

Der Rest der Geschichte ist ja bekannt. Seitdem wird ein Krieg nach dem anderen geführt, um die Folgen des letzten Krieges zu revidieren, dabei aber permanent die Waffenlieferungen aufrecht zu erhalten. Noch eine Lehre ist aus diesem Krieg zu ziehen. Als der Irak Iran angriff, sammelten sich alle Iraner zur Verteidigung ihrer Heimat, auch gerade jene, die Gegner der Islamischen Republik waren.

Israel unterstütze damals Iran

Israel unterstützte damals indirekt Iran und zerstörte 1981 den irakischen Atomreaktor. Im Iran hat man nicht vergessen, dass man 1980 auf sich alleine gestellt war, bei dem Angriff aus dem arabischen Westen und dass die Welt zuschaute, als Kriegsverbrechen am iranischen Volk begangen wurden.

Es ist daher kein Zufall, dass das Regime diese Stimmung instrumentalisiert und dieser Tage einen neuen Militärjet präsentierte. Aufgrund der internationalen Sanktionen hat Teheran schon seit Langem eine eigene Rüstungsindustrie aufgebaut. Unter dem Namen "Qaher 313" wurde der Kampfjet kürzlich präsentiert. 

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"